Lernen im virtuellen Rohrgraben: Testlauf für Virtual Reality in der Kunststoffschweißausbildung

"Reinigen Sie das PE-Rohr mit dem Tuch", verlangt die weiße Anzeigetafel. Auf der Ablage blinkt ein Objekt gelb auf – das Tuch. Ein Schritt nach vorne, Arm ausstrecken. Jetzt zwei Tasten am Controller drücken: greifen – das Tuch liegt in der Hand. Nun mit der anderen Hand Reinigungsmittel darauf geben, dann einmal umdrehen, zum virtuellen Rohr... Die Umgebung scheint täuschend echt, hier im simulierten Rohrgraben. Man steht knapp unterhalb der Straße. Im oberen Blickfeld, 360 Grad ringsum, eine realitätsnahe Backsteinhaussiedlung.

Virtuelle Schweißvorbereitung: Jetzt wird das Rohr gesäubert

Virtuelles Kunststoffschweißen – Trainings-Software entwickelt

Szenen wie diese könnten bald Alltag in der Ausbildung von Kunststoffschweißern sein. Die von Georg Fischer Piping Systems entwickelte Trainings-Software soll in erster Linie dabei unterstützen, Arbeitsabläufe zu verinnerlichen, zum Beispiel: Wie bereite ich den Schweißvorgang vor? Welche einzelnen Schritte sind durchzuführen? In welcher Reihenfolge? Bis hin zum eigentlichen Schweißprozess – virtuell trainiert werden können bislang Heizwendelschweißen und Heizelementstumpfschweißen.

VR-Brillen gegen den Fachkräftemangel

Wie Björn Saß, Technischer Vertrieb Versorgung bei GF Piping Systems, erklärt, ist die reale Ausbildung von Rohrschweißern jedoch nur eines von vielen Anwendungsfeldern des Tools. "Auf Bildungsmessen ziehen wir mit den VR-Brillen viel Publikum an, erregen Neugier für den Beruf und leisten damit einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel.“ Auch Großhandelskaufleute für Versorgungsprodukte, die üblicherweise Rohrgräben nicht selbst betreten, könnten dank der Simulation ein realitätsnahes Verständnis für die Arbeitsabläufe auf den Baustellen gewinnen.

Teilnehmer unseres GW 330-Grundlehrgangs durften die VR-Software im Juli erstmals bei uns im Kunststoffzentrum live ausprobieren. Ob sie bald fester Bestandteil des Unterrichts sein wird, wird sich zeigen. Jörg Belfin, Leiter des Kunststoffzentrums:  "Das Tool ist höchst spannend. Wir führen derzeit Testläufe durch, um zu erproben, ob und wie wir es eventuell so einsetzen können, dass es unsere Lehrgänge bereichert."