Funkenfontänen, Live-Vorführungen, Networking: Gelungener 6. Abend der Schweißtechnik an der SLV Nord
75 Jahre Mitglied im DVS: Firma AUG. PRIEN
Bereits der Auftakt des Abends sprühte vor Optimismus: „Wir wachsen gegen den Trend!“, stellte Armin Schlieter, Geschäftsführer der SLV Nord und Vorstandsmitglied des DVS-Bezirksverbands Hamburg, in seiner Begrüßung bezogen auf die Schweißtechnik fest. Der Produktionswert dieser sei von 2022 auf 2023 um fast 10 Prozent gestiegen, von 4,11 Milliarden auf 4,5 Milliarden Euro – ihre Bedeutung sowohl im Stahl- als auch Kunststoffbereich sei damit gegenwärtig immens.
Eine hervorragende Gegenwartsbilanz also, nach der Matthias Huke, Vorsitzender des DVS-Bezirksverbands Hamburg, den Blick zurück in die Vergangenheit schweifen ließ. Der Deutsche Verband für Schweißen und verwandte Verfahren (DVS) bestehe bereits seit 1897, rief er in Erinnerung, um gleich im Anschluss eine ganz besondere Ehrung vorzunehmen: Die Firma AUG. PRIEN feiert in diesem Jahr ihr 75-jähriges Mitgliedschaftsjubiläum. Roger Brück, seit 19 Jahren verantwortliche Schweißaufsichtsperson bei AUG. PRIEN, nahm die Urkunde stellvertretend für sein Unternehmen in Empfang und ließ ebenfalls kurz die Zeit Revue passieren – u.a. mit der Feststellung, wie viele und weitreichende Normänderungen die Schweißtechnik allein in den letzten zwei Dekaden erfahren habe.
„Lauter fitte Silberlocken“ – unsere Gesellschaft der Zukunft
Zurück in die Gegenwart – und sogar in die Zukunft – katapultierte die Zuhörer direkt darauf der Eröffnungsvortrag von Marc Merchel. „Im Jahr 2050 wird die Hälfte der Deutschen älter als 48 und ein Drittel älter als 60 Jahre sein“, zeichnete der Leiter Vertrieb des ELBCAMPUS Kompetenzzentrum Handwerkskammer Hamburg ein nicht allzu rosiges, aber realistisches Bild der derzeitigen Situation auf dem Arbeitsmarkt. „Schon im nächsten Jahr werden uns 2,9 Millionen Arbeitskräfte fehlen.“ Zu der veränderten Altersstruktur käme die Vielzahl an Abwanderungen deutscher Fachkräfte ins Ausland – ein Problem, für dessen Lösung die umgekehrte Migration nach Deutschland allenfalls eine „kleine Stellschraube“ sein könne. Die ältere Generation spiele damit eine unverzichtbare Rolle im Arbeitsmarkt, weshalb alles daran zu setzen sei, sie besser und länger in diesen zu integrieren.
Wie – dafür gab Merchel mehrere Strategien an die Hand: belastende Tätigkeiten für ältere Mitarbeiter reduzieren, Leistungsvorgaben und Tätigkeiten anpassen, weiterbilden und umqualifizieren (zum Beispiel vom Monteur zum Qualitätsprüfer). Zudem sollten Arbeitgeber ihre Mitarbeiter mit betrieblicher Gesundheitsförderung möglichst lange beschäftigungsfähig halten und mit Modellen altersgerechter Arbeitszeitgestaltung dafür sorgen, dass ihr Unternehmen auch für ältere Fachkräfte attraktiv bliebe – z. B. der Option einer 4-Tage-Woche oder eines Sabbaticals. „Unsere Gesellschaft wird in den nächsten Jahren aus lauter fitten Silberlocken bestehen“, so Merchel – gerade auch beim Recruiting sollten sich Firmen daher davon lösen, dieses in erster Linie auf Jüngere auszurichten. Ältere hätten schließlich „jede Menge im Köcher“: langjähriges Erfahrungswissen, eine oft besonders ausgeprägte Problemlösungskompetenz, Ruhe und Bedacht, langjährig gepflegte Netzwerke, Team- und Führungsfähigkeit, Disziplin, Zuverlässigkeit, Qualitätsbewusstsein und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Neueste technische Finessen bei Bratwurst und Bier
Nach dem informativen und kurzweiligen Vortrag hieß es für die Gäste frische Luft, Bier und Bratwurst schnappen – und durch die 20 Stände der Industrieausstellung in Schweißwerkstatt und Innenhof schlendern. Ein weites Spektrum an Technik der letzten Generation gab es hierbei aus nächster Nähe zu betrachten, anzufassen und z. T. sogar auszuprobieren, von Schweißmaschinen und Handgarnituren über Fülldrähte und Schleifwerkzeuge bis hin zu Geräten zur Schweißnahtbearbeitung und Frischlufthelmen. Auf eindrucksvolle Weise konnten die Besucher Schweißvorgänge wie das handgeführte Laserschweißen und Schweißen mit MAG-Impulstechnik live beobachten, Schweißroboter in Aktion sehen oder sich zu Themen wie Bolzen- und Kunststoffschweißen aus erster Hand informieren.
Spektakulär und funkenreich: Fugenhobeln und Sauerstofflanze
Die fortgeschrittene Dunkelheit bot schließlich die passende Bühne für zwei ganz besondere Highlights der Veranstaltung – und dies im wahrsten Sinn des Wortes: die Vorführung des Fugenhobelns und Brennschneidens durch Blohm + Voss sowie der Sauerstofflanze durch die Firma LIEBHERR. Auf weiträumig abgesichertem Terrain begeisterten beide Firmen die Zuschauer mit spektakulären, meterweit reichenden Funkenfontänen. Fugenhobeln ist ein Verfahren, das dem Abtragen von Material dient, etwa um Schweißfugen herzustellen, fehlerhafte Schweißnähte oder überschüssiges Metall von Stahlgussteilen zu entfernen. Wie das Brennschneiden kann es auch zum Durchtrennen umfangreicher Metallteile zum Einsatz gebracht werden. Die Sauerstofflanze dient ebenfalls dem Durchschneiden von Stahl oder Beton – gasförmiger Sauerstoff wird hierbei mit hohem Druck durch ein Brennrohr geschossen, wodurch extrem hohe Temperaturen entstehen.
Ein entspannter Abend, ganz im Zeichen des zwanglosen Erfahrungsaustauschs, Knüpfens und Pflegens von Kontakten sowie Updatens technischen Fachwissens, fand mit diesen beiden Vorführungen sein optisch eindrucksvolles Ende. Wir danken ganz herzlich allen Ausstellern, Vortragenden und unserem Sponsor TÜV Nord, die die Veranstaltung möglich gemacht haben, und freuen uns bereits sehr auf den 7. Abend der Schweißtechnik, der voraussichtlich in zwei Jahren wieder an der SLV Nord stattfindet.