100. Lehrgang "Schweißfachingenieur / Schweißtechniker" an der SLV Nord

Ein ganz besonderes Jubiläum versetzt uns kurz vor dem diesjährigen Weihnachtsfest in Feierstimmung: Die Teilnehmer:innen unseres 100. Schweißfachingenieur- und Schweißtechniker-Lehrgangs nach DVS-IIW/EWF 1170 haben ihre Prüfung erfolgreich gemeistert. Zu diesem Anlass möchten wir Ihnen einmal einen Blick hinter die Türen unserer Schulungsräume gewähren: Wir haben mit Absolvent:innen gesprochen – was war ihre Motivation für die Weiterbildung, wie haben sie den Lehrgang empfunden? – und stellen Ihnen drei langjährige Dozenten vor.

Doppelter Grund zur Freude: Zum 100. Mal gratulieren wir an der SLV Nord Schweißfachingenieur:innen und Schweißtechnikern zur bestandenen Prüfung

Durch Tiefseeroboter inspiriert – Stefanie Buchheister, B.Sc.

30 Jahre, Konstrukteurin bei Zeppelin Power Systems GmbH, Schweißfachingenieur-Absolventin

Frau Buchheister, herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung als Internationale Schweißfachingenieurin! Was war Ihre Motivation zu der Weiterbildung?

Zuerst bin ich über Umwege zum Maschinenbau gekommen. Ich war Chemielaborantin und nahm als solche an Schiffsexpeditionen in Tiefseegebiete teil. Dabei war ich so begeistert von den Tiefseerobotern, dass ich das Ingenieurstudium begann. Nach dem Bachelor wollte ich kein Masterstudium anschließen, aber auch nicht auf der Stelle stehen bleiben. Da mein Studium bereits auf Konstruktion und Berechnung ausgelegt war, fand ich es spannend, dies im Bereich der Schweißkonstruktionen zu vertiefen.

Was fasziniert Sie so an der Schweißtechnik?

Das kann ich tatsächlich erst durch meine Teilnahme am SFI-Lehrgang authentisch beantworten: Zum einen fasziniert mich, wie alt diese Fertigkeit ist. Zum anderen, wie sie sich in der Suche nach Effizienz stets weiterentwickelt. Es gibt mittlerweile viele spezielle Verfahren und Technologien, die es uns ermöglichen, auch unsere modernen und komplexen Werkstoffe zu verarbeiten. Dennoch ist und bleibt die Schweißtechnik ein spezieller Prozess, der davon lebt, wie gut jedes einzelne Glied in der Kette sein Handwerk beherrscht. Theorie und Praxis müssen Hand in Hand arbeiten.

Wie haben Sie den Lehrgang an der SLV Nord erlebt?

Alles ist sehr gut organisiert, das Bildungsmanagement freundlich, zuvorkommend und lösungsorientiert. Die Dozenten geben den Unterricht neben ihren eigentlichen Berufen und teilen ihre Erfahrungen in kleinen Anekdoten mit, was den Unterricht sehr auflockert. Als ich das vermittelte Wissen einmal durcheinandergebracht habe, war es sehr hilfreich, dass man immer im Dialog mit den Dozenten stand und im direkten Austausch alles wieder in den richtigen Zusammenhang gerückt werden konnte.

Haben Sie einen Tipp für alle, die überlegen SFI zu werden?

Es gibt unterschiedliche Formate, diese Fortbildung zu absolvieren. Fragt euch, welches – mit all euren Stärken und Schwächen – am besten zu euch passt. Und dann los. Aber macht euch klar, dass ihr am Ende keine Experten seid, sondern das Handwerkszeug mitgegeben bekommen habt. Das Lernen geht danach noch weiter!

Pascal Alich – schweißtechnisches Fachwissen für die Schiffs-Instandsetzung

36 Jahre, Mechatroniker und Staatlich geprüfter Techniker – Fachrichtung Maschinenbau, bei der Bundeswehr im Bereich Instandsetzung von Großkampfschiffen tätig; Schweißtechniker-Absolvent

Herr Alich, herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung als Internationaler Schweißtechniker! Was war Ihre Motivation zu der Weiterbildung?

Meine derzeitige Tätigkeit. In Schiffbau und Schiffsinstandsetzung wird sehr viel durch Schweißtätigkeiten erledigt. Egal ob Reparaturen im Außenbereich der Schiffe oder Rohrleitungen, überall wird geschweißt. Um hier die Qualität der Instandsetzungen beurteilen oder den Umfang der Maßnahmen abschätzen zu können, war es nötig Schweißtechniker zu werden.

Was fasziniert Sie an der Schweißtechnik?

Vor allem ihre große Komplexität. Es gibt viele Möglichkeiten, auch schwierige und große Bauteile und Konstruktionen zusammenzufügen. Dabei stehen jede Menge Möglichkeiten zur Verfügung, die aber vorher genauestens geplant werden müssen – wobei viele Details zu beachten sind! Das macht es so interessant.

Wie haben Sie den Lehrgang an der SLV Nord erlebt?

Der Lehrgang war gut organisiert und geplant. Als sehr positiv empfand ich den Kontakt zu den anderen Teilnehmern. Wir hatten als Gruppe immer viel Spaß, egal ob man in den Pausen zusammengesessen oder zusammen gelernt hat. Der Zusammenhalt war toll. Von den Dozenten und Bildungsmanagern habe ich mich immer gut betreut und mit Informationen versorgt gefühlt. Besonders gefallen haben mir auch die praktischen Inhalte wie das zweiwöchige Schweißpraktikum oder Besuche in den Prüflaboren.

Christian Javier Hansen – erste Schweißnähte als Achtjähriger

40 Jahre, Schweißkoordinator bei den Hamburger Energiewerken; Schweißtechniker-Absolvent

Herr Hansen, herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung! Was war Ihre Motivation zu der Weiterbildung?

Ich war bereits Schweißfachmann, habe aber auf Initiative meines Arbeitgebers, der Hamburger Energiewerke, den Schweißtechniker „draufgesetzt“. Denn meine Tätigkeit als Schweißkoordinator, zuständig für Instandhaltung und Qualitätssicherung der vier Hamburger Kraftwerke, erfordert extrem viel Fachwissen.

Was fasziniert Sie an der Schweißtechnik?

Ich liebe den Lichtbogen einfach. Ob Sie es glauben oder nicht: Ich habe schon im Alter von 8 Jahren mit dem Schweißen angefangen – in meinem Geburtsland Argentinien, inspiriert durch meinen Vater. Zunächst Lichtbogenschweißen, mit 14 Jahren dann auch WIG-Schweißen.

Wie haben Sie den Lehrgang an der SLV Nord erlebt?

Der Lehrgang war sehr intensiv, aber super von A bis Z. Die Dozenten waren tiptop – sie konnten den Stoff komplett auswendig, sodass sie nicht einmal auf ihre Folien schauen mussten. Da ich ein echter Praktiker bin, hat mir besonders gut Teil 2 gefallen. Ich war hier der einzige, der tatsächlich immer alle Schweißverfahren und Materialien selbst ausprobiert hat!

Dozent in fast 100 SFI-Lehrgängen: Prof. Dr.-Ing. Lutz Müller


Jahrgang 1952, aktuell im Ruhestand, zuvor Hochschullehrer für Werkstoffkunde und Schweißtechnik an der HAW Hamburg und anderen Hochschulen, sowie in Forschung und Entwicklung in der Industrie tätig

Herr Prof. Müller, wie kamen Sie persönlich zur Schweißtechnik?

Ich hatte meinen SFI extrem früh – im 6. Semester meines Metallkunde-Studiums. Konkreter Auslöser war damals meine Tätigkeit als studentische Hilfskraft bei der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin. Da mein Vater auch SFI war, war das Thema Schweißen aber auch zuhause immer präsent. Ich habe also direkt in der Schweißtechnik meinen Abschluss gemacht und promoviert. Was ich so spannend an der Schweißtechnik finde: Sie entwickelt sich permanent weiter und ist extrem interdisziplinär.

Wie wurden Sie Dozent?

Der erste Geschäftsführer der SLV Nord hatte mit mir zusammen promoviert und war auf der Suche nach Referenten. Ich war also tatsächlich ab dem zweiten SFI-Lehrgang der SLV Nord als Dozent mit dabei! Als ich noch als Hochschullehrer arbeitete, hatte ich bis zu vier Lehraufträge gleichzeitig an unterschiedlichen Institutionen und konnte nur wenige Stunden an der SLV Nord geben – jetzt, dank Ruhestand, habe ich Zeit, und es konnten richtig viele Stunden werden. 

Was macht Ihnen besonders Spaß am Unterrichten?

Mein Wissen weiterzugeben. Ich habe in meinem Leben viel davon profitiert, dass andere mich gefördert haben. Nun gebe ich den Staffelstab weiter und fördere andere. Es macht mir sehr Spaß, mit jungen Leuten zu arbeiten. Besonders die angehenden SFIs sind äußerst interessiert und stellen viele Fragen. Man merkt: Sie wollen sich qualifizieren und wissen aus ihrem Studium, dass Eigeninitiative wichtig ist. Besonders toll ist, wenn meine ehemaligen Schüler in meine Fußstapfen treten und später sogar selbst Dozent werden. Da merkt man doch, dass man etwas bewirkt!

Was gibt Ihnen die Dozententätigkeit persönlich?

Man lernt permanent dazu und wird gefordert. Gerade wenn man im Ruhestand ist, hält eine solche Tätigkeit den Kopf fit. Denn der funktioniert schließlich wie ein Muskel: Solange man ihn benutzt, rostet er nicht!

 

Dipl.-Ing. Christian Scheel – „Ich liebe Nachfragen“

Jahrgang 1968, Geschäftsführer der Ing. Grimm Schweißtechnik GmbH

Herr Scheel, wie kamen Sie persönlich zur Schweißtechnik?

Ich habe Maschinenbau studiert und im Anschluss daran im Jahr 2002/03 meinen SFI gemacht. An der Schweißtechnik faszinieren mich die Werkstoffe sowie der Lichtbogen ganz besonders.

Wie wurden Sie Dozent?

Ca. 2007 war ich im DVS-Bezirksverband Lübeck tätig und man fragte mich, ob ich das Fach Werkstoffkunde in der SFM-Ausbildung der dortigen HWK unterrichten wolle, was ich dann auch tat. Als ich wenig später im Prüfungs- und Zertifizierungsausschuss des DVS war, wurde ich von der SLV Nord angesprochen.

Was macht Ihnen besonders Spaß am Unterrichten?

Ich mag den Kontakt zu jungen Menschen sehr – und zu merken, dass das, was ich erkläre, ankommt. Ich liebe besonders die direkte Interaktion, das Interesse, die Nachfragen. Mein erster Online-Unterricht war so auch sehr befremdlich für mich. Ich habe mich gefühlt, als würde ich in 40 starre kleine Briefmarken blicken – da fehlte einfach das direkte Feedback, das ich bekomme, wenn ich direkt vor den Teilnehmern stehe!

Was gibt Ihnen die Dozententätigkeit persönlich?
Eine Menge an Kontakten! Viele ehemalige Schüler habe ich im späteren Berufsleben wiedergefunden, z.B. auch im DVS-Verband. Die Dozententätigkeit hat mir ein wunderbares Netzwerk verschafft.

Vom Waggonbauschlosser zum Dozenten für Schweißtechnik: Dipl.-Ing. Frank Steller

Jahrgang 1965, Linde GmbH, Abteilung Retail&Welding Central – Development

Herr Steller, wie kamen Sie persönlich zur Schweißtechnik?

Über einige Umwege. Eigentlich war mein Berufswunsch Koch! Dann habe ich doch eine Ausbildung zum Waggonbauschlosser gemacht – und mich dann letztendlich für ein Studium der Montage- und Fügetechnik entschieden. Mein erster Kontakt mit der Schweißtechnik kam dadurch, dass eine Freundin meiner Eltern von spannenden Entwicklungen in diesem Gebiet schwärmte (Plasmaschneiden!) – das hat mich so beeinflusst, dass ich den SFI machte. Ich liebe an der Schweißtechnik die Vielfältigkeit dieser Querschnittsindustrie, die von ihr ausgehenden Innovationen und ganz besonders die Verbundenheit und Verlässlichkeit der agierenden Personen

Wie wurden Sie Dozent?

Eine Station in meinem Lebenslauf war die Leitung des anwendungstechnischen Zentrums der Linde GmbH in Hamburg. Mein dortiger Vorgänger hat mich sehr gefördert und zu meiner ersten Dozententätigkeit aufgefordert: Es war das Thema „WIG-Schweißen“ im Rahmen eines SAP-Wochenendlehrganges an der SL in Flensburg. Das war 2004 – und ich war mächtig aufgeregt!

Was macht Ihnen besonders Spaß am Unterrichten?

Ich brenne für die Schweißtechnik und es bereitet mir große Freude, etwas von meiner Leidenschaft zu teilen. Besonders Spaß macht es mir, wenn mich Teilnehmer fordern, mich mit ihren persönlichen Erfahrungen konfrontieren. So sind jede Menge "Eselsbrücken" entstanden, die ich an nachfolgende Kurse gern weitergebe. Der beste Lohn sind Teilnehmer, die nach Jahren anrufen und sagen: „Ich war bei Ihnen im Lehrgang und jetzt habe ich ein Problem, bei dem Sie mir helfen können.“

Was gibt Ihnen die Dozententätigkeit persönlich?

Sie verlangt, sich permanent mit Neuerungen und Strömungen innerhalb der verarbeitenden Industrie auseinanderzusetzen. Das bedeutet, dass man sein Wissen tagaktuell halten und ständig auf der Suche nach unterstützenden Materialien und Expertisen sein muss. Das hat mir in meiner beruflichen Praxis enorm geholfen.

Was möchten Sie Nachwuchs-Schweißaufsichtspersonen mit auf den Weg geben?

Den SFI oder ST in der Tasche haben ist die eine Seite der Medaille. SAP sein heißt lebenslanges Lernen, jede Menge Verantwortung und jede Menge Spaß und Erfüllung bei der Arbeit. Hilfreich ist hierfür die Unterstützung durch die schweißtechnische Gemeinschaft im Rahmen einer DVS-Mitgliedschaft. Hier lernt man von Fachkollegen und findet Unterstützung.

Wir gratulieren allen Absolvent:innen unseres 100. SFI/ST-Lehrgangs ganz herzlich und wünschen ihnen eine erfolgreiche berufliche Zukunft. Wie immer gilt unser Dank auch der DVS-Prüfungskommission des Prüfungs- und Zertifizierungsausschusses Hamburg/Schleswig-Holstein (PZA HH/SH).